Beykoz 14.Juni 2008
Besuchsbericht mit Fotodokumentation
von Maria Cramer-Ferkinghoff
Ein paar Worte vorab:
Vor meinem Besuch in Beykoz hatte ich geplant, einen sachlichen Bericht zu schreiben. Ich muss nun gestehen, dass mir das nicht
möglich ist. Diese Atmosphäre hält mich immer noch dermaßen gefangen und die Bilder lassen mich nicht los, sodass ich nicht in der Lage bin, emotionslos zu erzählen.
Und so sehr viel Worte braucht es auch gar nicht. Die Bilder sagen das aus, was ich gesehen habe und meine Gefühle sind sehr schwer in Worte zu fassen.
Die Fotos habe ich nicht gezielt gemacht. Ich habe einfach 'draufgehalten', und teilweise habe ich nicht einmal gesehen, was ich fotographiert habe, da das Bild auf dem Display meiner Digi in der Sonne nicht zu erkennen war. Ich bitte daher, mir nachzusehen, wenn einige Fotos etwas seltsam aussehen.
Beykoz empfing mich in der Istanbuler Sonne
Das erste, was ich an menschlicher Bewegung sah, war der Tritt, den der Wachmann einem der vor dem Gelände freilaufenden Hunde
versetzte, der durch das leicht geöffnete Tor schlüpfen wollte.
Wir durften dann hinein, nach einem kurzen Gespräch.
Fast die gesamte Zeit wurden wir, zunächst von einem Wachmann, dann von einem Pfleger (?) begleitet.
Überall Sonne, Sonne, Sonne.....
In den Zwingern, in die ich schauen konnte, sah ich in Hundeaugen, die mich nicht mehr loslassen.
Ich sah kein Futter in den Zwingern, auch an den meisten Hütten nicht.
Hier war eine von zwei Ausnahmen:
Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden für das, was über dem Ganzen schwebte, für mich war es trostlos, traurig und bedrückend, mit viel Apathie bei den Tieren...
Über Beykoz ist viel geschrieben worden in den letzten Wochen - nach dem, was ich wusste, sollten 400 bis 500 Hunde fehlen, von ehemals ca. 1.500 Tieren.
Aber wo finde ich hier 1.000 Hunde?
Und was ist mit denen, die noch da sind, geschehen? Warum begrüßen sie uns nicht alle lautstark, so wie ich es aus allen anderen Tierheimen kenne? Sie stehen da, oder liegen, und schauen uns nur
an, oder an uns vorbei.
Große Zwinger, teilweise leer, teilweise nur zwei, drei Tiere..........
Es war sehr warm an diesem Tag. Trotzdem habe ich in vielen Zwingern und an vielen Hütten leere Wassernäpfe
gesehen.
Die Welpen und die Jungtiere:
Yasemin hatte Welpenfutter mitgebracht. Wir durften es hereinholen und sollten es in eine Tonne mit Trockenfutter kippen, die ca.
10 - 15 kg fasst und etwa zu einem Viertel gefüllt war.
Er ließ sich überreden, uns das Futter an die jungen Tiere verteilen zu lassen und half uns sogar.
Er erzählte uns, dass er die Jungtiere versorgt und sich um sie kümmert, dass er sie liebt wie seine eigenen Kinder. Kaum, dass er die erste Zwingertür aufmachte, waren sie verschwunden, seine
geliebten Hundekinder, und kamen erst wieder hervor, nachdem er draußen und die Tür hinter ihm geschlossen war............
Sie waren so hungrig, dass sie sich um den Teller zankten. Das Futter wurde deshalb auf zwei Teller verteilt, nun konnte jeder fressen.
Auch sie durften wir besuchen - die letzten fünf Katzen von Beykoz....
Ich schaue zurück - mit den Augen der Tiere im Gedächtnis, und mit der unbeantworteten Frage:
Was ist mit den Hunden geschehen?
Sie schaut nach vorn, lässt sich von mir kraulen und fährt mit uns in ihr neues Leben...
Ich hoffe, sie kann vergessen, was sie erleben musste.
Ich wünsche mir, sie könnte mit mir reden und meine Fragen beantworten. Ich wüsste gern, was den Tieren geschehen ist, aber ich finde niemanden, der es mir erzählt...